5 verbotene Materialien in der Mode, die früher legal waren

Paulina Kulczycki

Wenn wir über Nachhaltigkeit in der Mode sprechen, ist das Thema von Materialien ganz vorne mit dabei. Denn besonders, woraus unsere Kleidung hergestellt wird, bestimmt ihre Ökobilanz! Und während wir an neuen, innovativen und nachhaltigen Materialien arbeiten, die in Qualität und Ästhetik mit konventionellen Stoffen mithalten können, stellt sich die Frage: Macht das alles überhaupt einen Sinn? Werden wir jemals zu dem Punkt kommen, an dem umweltschädliche und unethische Materialien komplett vom Markt verschwinden und wir in einer grünen, klimabewussten und tierfreundlichen Modewelt leben? Klingt utopisch, ist aber gar nicht so unrealistisch. Denn ein Blick in die Vergangenheit zeigt uns, dass es bereits zahlreiche Materialien gibt, die verbannt, eingeschränkt oder illegalisiert wurden. Warum sollte das nicht wieder passieren? Wir von SANVT verraten dir 5 verbotene Materialien in der Mode, die früher legal waren und versprühen ein wenig Hoffnung, dass wir uns in die richtige Richtung bewegen.

Egal ob es sich um Soziologie, Politik oder Industrie handelt: Ein Blick in die Vergangenheit kann ganz schön gruselig werden, wenn wir damalige Normen mit den heutigen in Vergleich setzen. Aus heutiger Perspektive scheinen viele Praktiken aus der vergangenen Modeindustrie grotesk zu sein. Doch genau so werden unsere Normen in Zukunft betrachtet werden: Was heute Gang und Gebe ist, wird von künftigen, aufgeklärteren Generationen mit kräuselnden Nasen verurteilt werden. Das hoffen wir zumindest. Denn wir sind noch sehr weit davon entfernt in einer perfekten Welt zu leben. Wir finden, dass ein Blick in die Vergangenheit uns so einige Lektionen über unsere Gegenwart und Zukunft lehrt. Während wir dir heute 5 illegale Materialien in der Mode vorstellen, die früher legal waren, möchten wir dazu einladen, aktuelle Materialien und Herstellungsweisen in Frage zu stellen und nicht alle Normen von heute immer als normal anzunehmen. Und damit hoffen wir, dass auch Polyester, Fell, Leder und andere unethische und umweltbelastende Materialien, sowie gesundheitsschädliche und unfaire Arbeitsbedingungen in der Mode schon bald der Vergangenheit angehören. 

Wenn dich neue innovative Stoffe interessieren, kannst du die Zukunft von nachhaltigen Materialien hier nachlesen.

5 verbotene Materialien in der Mode, die früher legal waren, auf einen Blick:

  1. Exotische Tierhäute
  2. Angora
  3. Elfenbein
  4. Fischbein
  5. Radioaktive Materialien

 

Verbotene Modematerialien, die früher legal waren. SANVT exotische Tierhäute

1. Exotische Tierhäute

Während Leder heutzutage immer noch als Qualitätsmerkmal gilt – und das, trotz der Tierquälerei und umwelt- und gesundheitsschädlichen Produktionsweisen während des Gerbens und Färbens – sind mittlerweile viele Lederarten aus der Modewelt verbannt worden. Die Verwendung von exotischen Tierhäuten, zum Beispiel von Schlangen, Krokodilen und anderen gefährdeten Arten, unterliegt mittlerweile strengen Vorschriften und Beschränkungen, um diese Tiere zu schützen. Doch der illegale Handel mit exotischen Häuten besteht leider weiterhin. Und obwohl gefährdete Tierarten selbstverständlich mehr geschützt werden sollten, gerechtfertigt dies noch lange nicht die Tierquälerei anderer nicht bedrohter Tierarten! Quälerei ist Quälerei. Wir finden, dass eine Kuh nicht weniger fühlt und wert ist, als ein Hund oder ein bedrohtes Krokodil. Daher laden wir dich dazu ein, unsere Haltung gegenüber Speziesismus zu überdenken und der moralischen Diskriminierung von Lebewesen ausschließlich aufgrund ihrer Artzugehörigkeit ein Ende setzen. Schließlich gibt es mittlerweile zahlreiche pflanzenbasierte, umweltfreundliche und hochqualitative Lederalternativen, die auch herkömmliches Leder hoffentlich bald ersetzen können.

Wie Pilze die Modewelt durch vegane Lederalternativen bereits revolutionieren, kannst du übrigens hier nachlesen. 

Verbotene Modematerialien, die früher legal waren SANVT-Angorapelz 

2. Angora

Vom Leder nun zum Pelz und Fell. Denn während Pelzmäntel noch vor zwanzig Jahren als absolutes Statussymbol galten, werden sie heute stark kritisiert. Niemand traut sich mehr mit seinem Pelzmantel auf die Straße zu gehen – und das ist auch gut so. Denn nach zahlreichen Skandalen und herzzerbrechenden Videos von der brutalen Häutung von Wildtieren, Wölfen, Füchsen, Hunden, Frettchen und Kaninchen, verbannen immer mehr Modemarken und Konzerne Pelz und Fell aus ihren Kollektionen. Canada Goose zum Beispiel, die dafür bekannt waren Kojoten zu häuten, um die berühmt-berüchtigten Fellkapuzen herzustellen, verbannte 2022 Fell komplett aus seiner Produktion. Neben Tommy Hilfiger, Stella McCartney and Giorgio Armani, schließen sich immer mehr Luxusmarken wie Versace, Michael Kors und Gucci an, um Fell und Pelz aus ihren Kollektionen zu verbannen.

Eines der Felle, das uns als „unschuldige Wolle“ verkauft wird und dennoch für den meisten Aufruhr sorgt, ist Angora. Nachdem PETA im Jahr 2015 Videos von chinesischen Angora-Fabriken veröffentlicht hat, in denen die Kaninchen brutal auf Tischen ausgedehnt und befestigt wurden, um ihnen das Fell inklusive Haut unter furchtbaren Geschrei vom lebendigen Leib abzuziehen, verbannte Inditex – als eines der weltweit größten Fast Fashion Konzerne – Angora-Wolle aus seinem Sortiment. Mittlerweile gibt es rund 500 weltweit bekannte Marken, die Angora illegalisiert haben, unter anderem & Other Stories, Adidas, S. Oliver, Scotch & Soda, AllSaints, Burberry, Calvin Klein, Dolce & Gabbana, Hugo Boss, Lacoste, PUMA, Ralph Lauren, Urban Outfitters und viele mehr. Also, sei nicht wie Cruella de Vil: Schließ dich der Bewegung an und boykottiere Angora, Pelz und Fell, um für eine achtsamere, umweltbewusstere und tierliebere Welt zu sorgen. 

Verbotene Modematerialien, die früher legal waren SANVT-Elfenbein

 

3. Elfenbein

Elfenbein von Elefanten, Nashörnern, Walrössern und anderen vom Aussterben bedrohten Tierarten, war früher in der Modebranche für Accessoires wie Schmuck, Knöpfe und dekorative Elemente weit verbreitet und heiß begehrt. Lange Zeit galt Elfenbein, als das „weiße Gold“, da die Jagd auf den mächtigen und wehrhaften Elefanten bis ins 19. Jahrhundert äußerst gefährlich war, und das Elfenbein darüberhinaus einen langen Handelsweg bis nach Europa zurücklegen musste. Im Mittelalter galt Elfenbein daher sogar als eines der edelsten Materialien überhaupt. Moderne Waffen im 19. Jahrhundert sorgten dafür, dass die Jagd auf das wertvolle Elfenbein eskalierte und jährlich bis zu 800 Tonnen Elfenbein nach Europa importiert wurden, was einer Zahl von 800.000 getöteten Tieren entspricht.

Mit der steigenden Nachfrage, nahm die grausame Dezimierung der Elefanten in Asien und Afrika ihren Anfang. Heute ist sowohl der asiatische, als auch der afrikanische Elefant vom Aussterben bedroht. Am 17. Oktober 1989 unterzeichneten daher 177 Staaten auf der Washingtoner Artenschutzkonferenz (CITES) ein globales Handelsverbot für Elfenbein. Durch die EU-Verordnung wurde am 3. März 1997 das Washingtoner Abkommen auch innerhalb der Europäischen Union verbindlich umgesetzt. 

Schätzungen zufolge werden immer noch jedes Jahr bis zu 20.000 afrikanische Elefanten für ihre Stoßzähne gewildert. In vielen asiatischen Ländern gelten Schnitzereien, Anhänger und Glücksbringer aus Elfenbein immer noch als Luxusprodukt und begehrtes Statussymbol. Daher werden kontinuierlich immer strengere Reglementierungen eingeführt. Der Gebrauch von Elfenbein wird damit immer mehr in der Mode und anderen Industrien verboten. Wir hoffen, dass die Elefanten-Wilderei bald ein Ende findet, bevor es zu einem kompletten Aussterben der Elefanten kommt. 

4. Walknochen

Ein weiteres illegales Material, das früher legal war und aufgrund des Artenschutzes verboten wurde, sind Walknochen. Im 19. Jahrhundert wurden Walknochen oder Barten in Korsetts, Reifröcken und Miedern verwendet, um ihnen Struktur zu verleihen. Als wenn Korsetts an sich nicht schon grotesk genug wären. Mit dem Rückgang des Walfangs und den verstärkten Bemühungen um den Artenschutz, wurde die Verwendung von Walknochen in der Mode verboten, und durch alternative Materialien wie Stahl, Draht und Kunststoff ersetzt. Somit gehören Walknochen in der Mode, ebenso wie einengende Korsetts, zum Glück der Vergangenheit an. 

Verbotene Modematerialien, die früher legal waren. Radioaktive Materialien von SANVT

 

5. Radioaktive Materialien

Ja, du hast richtig gelesen. Es gab tatsächlich Fälle, in denen radioaktive Stoffe wie Radium verwendet wurden, um leuchtende Elemente in der Mode herzustellen. Ein schauriges Beispiel dafür ist die tragische Geschichte der "Radium Girls": Eine Reihe von vorwiegend jugendlichen Einwanderermädchen in Newark und Orange, New Jersey, und in Ottawa, Illinois, die Anfang des 20sten Jahrhunderts Zifferblätter von Uhren mit Radium bemalten. So etwas wie Vorsichts- oder Schutzmaßnahmen gab es damals natürlich nicht. Radium wurde sogar öffentlich als heilend und gesundheitsfördernd angesehen. Und so dachten sich die jungen Fabrikarbeiterinnen nichts dabei, die Pinsel beim Bemalen in den Mund zu nehmen. Da die kleinste Taschenuhr einen Durchmesser von nur 3,5 cm hatte, war das kleinste zu bemalende Element nur einen Millimeter breit. Die Arbeit bedurfte höchste Präzision, und so half die Technik von „Lip-Pointing“, den Pinsel noch feiner und schmaler zu machen. 

Da 95% der Uhren für Militärzwecke verwendet wurden, sieg die Nachfrage nach den leuchtenden Uhren im Rahmen des ersten Weltkrieges in die Höhe. Einer von sechs Soldaten besaß eine Uhr, die von den rund 400 „Radium Girls“ bemalt wurde. Selbst nach dem ersten Weltkrieg stieg die Nachfrage weiterhin an: Im Jahr 1919 wurden 2.2 Millionen leuchtende Uhren produziert – alle davon mit der „Lip-Pointing“ Technik. Im Jahr 1921 zeigten die Fabrikarbeiterinnen erste Symptome: Zahnschmerzen, wunde Stellen im Mund, Schmerzen im Zahnfleisch und Kiefer, Schmerzen in den Hüften und Füßen. Nach und nach fielen einigen die Zähne aus. Einem Mädchen fielen alle Zähne aus, und ihr Kieferknochen war so verrottet, dass der Zahnarzt ihn einfach aus dem Mund zog. Ein anderes Mädchen starb an den Folgen von Blutungen, verursacht durch ein Mundgeschwür, das sich in die Drosselvene bohrte. Da die Symptome zunächst nicht mit dem Radium in Verbindung gebracht wurden, stieg die Nachfrage und Produktion der Uhren weiterhin an, sogar bis nach dem zweiten Weltkrieg. Erst in den 60er Jahren, wurde die Produktion der leuchtenden Uhren endlich eingestellt und mit ihnen andere Produkte mit radioaktiven Stoffen, wie radiumhaltige Gesichtspuder und Schmuck aus Uran-Glas. Heute sind radioaktive Stoffe in der Mode aufgrund der mittlerweile selbstverständlichen, gesundheitsschädlichen Folgen streng verboten. 

Fazit: 5 verbotene Materialien in der Mode, die früher legal waren

Wie du siehst, gab es ganz schön verrückte, schaurige und mittlerweile zurecht verbotene Materialien in der Mode, die früher legal waren und als Norm galten. Dank unseres einfacheren Informationszugriffs werden wir immer aufgeklärter und bewusster in unserem Konsum, was uns erlaubt, Mode immer wieder aufs Neue zu revolutionieren. Und wenn diese 5 Materialien vor nicht allzu langer Zeit noch als normal galten und heute undenkbar scheinen, gibt es sicherlich auch heute noch Materialien, die schon bald als illegal anerkannt werden. Lasst uns also Kunststoffe, Materialien tierischen Ursprungs, Schwermetalle und Chemikalien in Färbeprozessen und andere toxische, unethische, umwelt- und gesundheitsschädliche Materialien boykottieren, um für eine nachhaltigere Zukunft zu sorgen. Und der erste Schritt fängt immer bei uns selbst an, in unserem eigenen Kleiderschrank. 

Erfahre in unserem Impact Bericht von 2022, mit welchen Maßnahmen wir bei SANVT zu einem Umdenken in der Modeindustrie anregen möchten und hilf uns die (Mode-) Welt ein bisschen grüner zu machen!

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