So könnte KI nachhaltige Mode unterstützen

SANVT Journal

Trotz des aktuellen Hypes um generative KI (künstliche Intelligenz), stellt man bei gründlicherem Nachdenken fest, dass KI nichts Neues ist. Wenn überhaupt, können wir ihren derzeitigen Boom - und den anderer Technologien aus der vierten industriellen Revolution - auf einen dieser "zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein"-Momente zurückführen. Insbesondere KI wird nun verzweifelt die Aufgabe zugeteilt, den Klimawandel und andere Probleme zu lösen.

Das bringt uns zur Modeindustrie. In den letzten Jahren sind die Modemarken fast schon übertrieben ehrgeizige Verpflichtungen in Thema Nachhaltigkeit eingegangen. Da die Fortschritte weit hinter dem Anstieg der globalen Temperaturen zurückbleiben, bleibt die Erreichbarkeit solcher Ziele fraglich.

Eine Technologie, die das Potenzial hat, nahezu jeden Aspekt der Branche zu verändern, ist die künstliche Intelligenz. Lese weiter und erfahre, wie diese Technologie eingesetzt wird, um den Übergang zu nachhaltiger Mode zu unterstützen. 

1. Prädiktive Analytik zur Bekämpfung von Überproduktion

Eine der größten Hürden für nachhaltige Mode ist die Überwindung der Überproduktion. Normalerweise verwenden Unternehmen viel Zeit, Geld und Mühe darauf, Trends vorherzusagen und dann auch umzusetzen. Das führt häufig dazu, dass Kleidung produziert wird, die sich nicht verkaufen lässt - selbst in den Schnäppchenregalen der großen Discounter. Gleichzeitig ist auch die Fast Fashion daran schuld. Der Kreislauf der ständigen Kreation, um den ständigen Kauf anzukurbeln, hat nur zu beschämenden Überbeständen und Kleiderabfällen geführt, die weltweit Probleme verursachen - auch für unbeteiligte Parteien.

KI-Algorithmen sind in der Lage, die Verbrauchernachfrage auf der Grundlage von Zielmärkten, historischen Daten, Trends in den sozialen Medien und beliebigen anderen Faktoren genauer vorherzusagen. Dadurch wird ein großer Teil der Unvorhersehbarkeit und der menschlichen Ungenauigkeit beseitigt, so dass Ressourcen in Kleidung investiert werden, die sich tatsächlich verkaufen lässt. Durch die Analyse dieser Informationen können Modemarken die Produktion optimieren und das Risiko von Überbeständen und Verschwendung verringern.

Vor einigen Jahren arbeitete Tommy Hilfiger mit IBM und FIT zusammen, um zu zeigen, wie KI nicht nur den kreativen Prozess beschleunigen, sondern auch die Nachfragevorhersage für hyperlokalisierte Produkte verbessern kann. Ohne dass dabei die Kreativität auf der Strecke bleibt. Derzeit arbeitet der französische Mischkonzern LVMH mit Google Cloud zusammen, um KI und Cloud-Lösungen für bessere Prognosen, Bestandsmanagement und Kundenerlebnisse zu nutzen.

2. Bessere Lieferketten und Ressourcenmanagement

Der nächste Punkt hängt eng mit dem vorhergehenden zusammen. Die Lieferkette der Mode, insbesondere bei internationalen Marken, ist kompliziert und umfangreich - von den Rohstofflieferanten und externen Produzenten bis hin zu den Logistik- und Einzelhandelspartnern. In der gesamten Wertschöpfungskette gibt es viel Spielraum, wodurch sich die Anzahl an Nebenprodukten ebenfalls erhöhen kann.

Das Öko-Luxuslabel Eileen Fisher hat sich mit dem Beratungsunternehmen Pentatonic für nachhaltiges Design und Technologie zusammengetan, um die Abläufe von über 200 Marken zu bewerten, die Auswirkungen zu analysieren und Lösungen zu entwerfen. Im Jahr 2022 veröffentlichten sie einen Bericht, aus dem hervorging, dass 96 Prozent der gesamten Emissionen aus den Lieferketten der Modemarken stammen. 

 

KI-basierte Lösungen können Daten und Analysen in Echtzeit liefern, die es Marken ermöglichen, ihren gesamten Produktionsprozess zu verfolgen und zu überwachen. Letztendlich bedeutet dies die Möglichkeit, Ineffizienzen zu erkennen und datengestützte Entscheidungen zu treffen, um den Ressourcenverbrauch (Energie und Wasser) zu senken. Keine Ausreden.

3. Nachhaltige Materialbeschaffung

Die Auswahl von Rohstoffen, die unter anderem umweltfreundlich und ethisch einwandfrei hergestellt sind, ist ein Schlüsselelement der nachhaltigen Mode. Eine direkte Kontrolle der Zulieferer kann jedoch nicht zu 100 Prozent gewährleistet werden. Daher sind die Unternehmen auf Prüfungen durch Dritte angewiesen, um die Einhaltung von Umwelt- und Arbeitsvorschriften sicherzustellen. Hinzu kommt, dass es selbst für große Unternehmen nicht einfach ist, Hunderte von Zulieferern im Auge zu behalten.

 

Daher kommt die KI auf zweierlei Weise ins Spiel.Erstens kann sie den Entwurf eines Kleidungsstückes betrachten, die benötigten Materialien identifizieren und Vorschläge auf Grundlage festgelegter Parameter unterbreiten - z.B. die Verwendung von Naturfasern oder Auswahl von Lieferanten ohne Verstöße. Zweitens kann es Marken helfen, ihre Nachhaltigkeitsbemühungen zu bewerten und ihre Fortschritte insgesamt zu beurteilen.

Prewave ist ein in Deutschland ansässiges KI-Unternehmen, das es seinen Kunden ermöglicht, ihre Lieferanten zu überwachen. Es durchforstet das Internet nach möglichen Informationen über Nachhaltigkeitsverstöße - in Bezug auf Umwelt, Arbeit, Führung (d. h. Korruption) - und sendet Risikowarnungen. Obwohl das Unternehmen noch nicht in der Modebranche tätig ist, ist es ein Beispiel für ein leistungsfähiges Instrument für Unternehmen, die sich wirklich um ihre Nachhaltigkeit bemühen wollen.

4. Personalisiertes Einkaufen statt Überkonsum

Schließlich kann die KI dazu beitragen, Einkaufserlebnisse zu verbessern. Dabei geht es um virtuelle Assistenten, Chatbots und KI-gestützte Plattformen.

Die Kleidungsstücke und Textilien, die auf Mülldeponien landen, stellen einen Verlust von Milliarden von Dollar dar. Wenn die Menschen mit dem, was sie kaufen, zufrieden sind, behalten sie diese Stücke im Idealfall auch länger. Dadurch wird die Umwelt weniger geschädigt, es entsteht weniger Abfall, und die kollektive Produktion sollte (hoffentlich) mit der Zeit zurückgehen.

Algorithmen können personalisierte Empfehlungen für die Kunden aussprechen und sie dazu bringen, nachhaltige Modemarken zu entdecken, die ihren persönlichen Vorlieben entsprechen. Auch die Marken selbst können sich KI zunutze machen, um Nutzerdaten und Kaufhistorie zu untersuchen und besser hergestellte Alternativen vorzuschlagen, um die Käufer zu nachhaltigen Entscheidungen zu ermutigen.

KI gibt es in so vielen Formen. Wir haben eine kurze Liste einiger interessanter KI-Unternehmen zusammengestellt, die - direkt oder indirekt - den nachhaltigen Konsum unterstützen:

1. Stitch Fix - ein Styling-Service, bei dem KI-Daten echten Stylisten bei der Entscheidungsfindung helfen. Dabei wird besonderer Wert auf die sozialen Auswirkungen gelegt: unter anderem Gleichberechtigung am Arbeitsplatz, Unterstützung durch lokale Gemeinschaften oder Stiftungen und ein Verhaltenskodex für verantwortungsvolle Produktion.

2. EyeFitU - ein Instrument zur virtuellen Anprobe, wodurch Nutzer die richtige Größe kaufen. Weniger Retouren bedeuten weniger Abfall und Emissionen. Wusstest du, dass SANVT EyeFitU auf allen Produktseiten nutzt? Erfahre hier mehr über unser Größensystem.

3. Vue.ai - eine vollständig KI-gestützte Management-Suite für E-Commerce-Händler. Vue.ai unterstützt andere nachhaltig orientierte Unternehmen wie die Wiederverkaufs-Website ThredUP.

Zusammenfassung

Künstliche Intelligenz spielt bei der Verwirklichung nachhaltiger Mode ganz klar eine große Rolle. Vom Lieferkettenmanagement bis hin zu personalisierten Empfehlungen, kann sie der Branche dabei helfen, nachhaltige Veränderungen in jeder Phase in Betracht zu ziehen und umzusetzen. Marken können so nicht nur ihren ökologischen Fußabdruck verkleinern, sondern positionieren in positiver Weis in der Modeindustrie, um die Anforderungen der zunehmend bewussten Menschen zu erfüllen.