Recycling ist eines der omnipräsenten Buzzwords in der Modeindustrie, um ein scheinbar nachhaltiges Produkt zu vermarkten. Es gibt uns das Gefühl von zirkulärer Wirtschaft, weniger Rohstoffen und weniger Müll. Doch wie sieht Recycling von Mode wirklich aus? Wie viel der Bekleidung wird jährlich tatsächlich recycelt und ist Recycling eine Lösung für die Klimakrise? Wir bei SANVT klären auf.
Aus alt, wird neu: Recycling von Mode ist eines der beliebtesten Versuchungen, die Bekleidungsindustrie nachhaltiger zu gestalten. Denn während viele Verbraucher sich noch den Kopf darüber zerbrechen, grünen Strom zu benutzen, weniger zu heizen und keine Flugzeuge mehr zu nehmen, stecken die wahren Klimasünden in dem, was wir essen und was wir tragen. Wusstest du zum Beispiel, dass die Bekleidungs- und Textilindustrie mehr Emissionen verursacht, als Fliegen und Schifffahrt zusammen? Mehr als fünf Prozent der globalen Emissionen werden somit allein für neue Klamotten verbraucht – Tendenz steigend.
Laut Nachfragen und Statistiken, kaufen deutsche Konsumenten im Schnitt 60 Kleidungsstücke pro Jahr – 40 Prozent davon wird laut Bundesumweltministerium nie oder nur selten getragen. Grund dafür ist das Geschäftsmodell von Fast Fashion, bei dem Megakonzerne fast wöchentlich neue Kollektionen auf den Markt bringen und die Verbraucher somit dazu verlocken, häufiger vorbeizuschauen und bei Tiefpreisen auch häufiger zuzugreifen. Seit wir Mode auch online kaufen können, hat sich unser Konsum sogar nochmals vervielfacht. So kaufen die meisten von uns unbedacht und weitaus mehr, als was sie auch wirklich tragen können.
Einer Schätzung des Fachjournals „Nature Climate Change“ von Januar 2018 zufolge, soll sich daher im Vergleich zum Jahr 2000 der Ressourcenverbrauch der Modeindustrie bis zum Jahr 2050 verdreifachen! So werden bereits jetzt jedes Jahr weltweit 100 Milliarden Kleidungsstücke produziert. Statt aber immer wieder neue Ware zu produzieren, macht eine Kreislaufwirtschaft aus recycelten Materialien Sinn, oder?
Recycling von Mode
Wie schön wäre es, wenn wir alle Textilien einfach recyceln könnten und die Mode damit zirkulär machen würden. So könnten wir weiterhin shoppen, ohne dabei neue Rohstoffe zu verwenden und ohne das Klima zu belasten. Doch die Realität sieht leider anders aus: Wir alle kennen die erschreckenden Bilder aus der Wüste von San Pedro de Atacama, in der sich Altkleidermüll wie Berglandschaften stapelt. Wir alle haben auch von den Skandalen gehört, bei denen unverkaufte Luxus-Kollektionen verbrannt wurden. Es stellt sich also die Frage: Wie viel von unserer Kleidung wird tatsächlich recycelt? Nach Angaben der Ellen MacArthur Foundation liegt die Zahl schockierenderweise bei weniger als einem Prozent! Weitere 12 % werden zu weniger wertvollen Gegenständen wie Isoliermaterial, Matratzenfüllungen und Tüchern "downgecycelt".
Grund für die niedrige prozentuale Anzahl sind unter Anderem fehlende skalierbare Technologien für die Trennung von Mischgeweben. Und da die meisten Produkte aus Mischgeweben bestehen, sollte das Recycling bereits im Designprozess bedacht werden. In den letzten Jahren sind immer mehr vielversprechende neue Technologien entwickelt worden, um dieses Problem zu lösen. Darunter das schwedische Unternehmen Renewcell, das ein Material aus Textilabfällen herstellt. Doch wenn man sich die rasant wachsende Fast Fashion Industrie anschaut, kommen jene Technologien leider nicht hinterher. Ein weiteres Problem sind die teils toxischen Chemikalien, die immer noch für Recyclingprozesse verwendet werden. Unser Recyclingsystem muss also revolutioniert werden. Um diesen Prozess zu beschleunigen, muss allerdings auch die Politik mit neuen Rechtsvorschriften eingreifen.
Recycling von Mode als Greenwashing
Oftmals wird Recycling als Buzzword in der Mode zum Zweck von Greenwashing verwendet. Ein Produkt wird als nachhaltig vermarket, nur weil es anteilig aus recycelten Materialien besteht – auch wenn es nur 10% des Gesamtmaterials ausmacht. Oftmals handelt es sich dabei außerdem um recyceltes Polyester, das meistens aus PET-Flaschen und nicht etwa aus Polyestertextilien recycelt wurde. Wie stellen wir also sicher, dass unser recyceltes Produkt auch wirklich recycelt ist?
Wir empfehlen dir auf transparente und unabhängige Zertifizierungen zu achten. Der „Global Recycled Standard“ (GRS) zum Beispiel ist eine freiwillige Zertifizierung für die Rückverfolgung und Überprüfung des Anteils an recycelten Materialien in einem Endprodukt. Der Standard umfasst die gesamte Lieferkette und befasst sich mit Rückverfolgbarkeit, Umweltgrundsätzen, sozialen Anforderungen, chemischen Inhaltsstoffen und Etikettierung. So wird Recycling von Mode nachvollziehbar.
Recycling bei SANVT
Bei SANVT bemühen wir uns, unsere Nachhaltigkeitsstandards so hoch wie nur möglich zu halten. Wir bemühen uns darum, unsere CO2 Emissionen im ersten Schritt zu reduzieren und unsere Lieferwege zu verkürzen, und kompensieren produktionsbedingte Emissionen dann durch Offsetting. Außerdem färben wir alle Stoffe ohne schädliche Chemikalien oder Schwermetalle und verfügen über geschlossene Wasserkreisläufe, die 99,9% aller anfallenden Abwässer recyceln. Darüberhinaus produzieren wir fair in portugiesischen Familienunternehmen und verwenden 100% plastikfreie Verpackungen aus recyceltem Papier. Pro verkauftem Teil pflanzen wir außerdem einen Baum! In Zusammenarbeit mit ClimatePartner unterstützen wir das Bergwaldprojekt e.V. – ein lokales Klimaschutzprojekt im Oberallgäu.
Bis auf unsere neuen Strickprodukte besteht unsere gesamte Kollektion aus biologisch abbaubaren und natürlichen Textilien, wie (Bio-) Baumwolle oder Lyocell. Unsere Strickprodukte, wie der neue Perfekte Strickpullover und der Perfekte Rollkragenpullover sind zu 100% recycelt und GRS-zertifiziert. Diese bestehen nämlich aus einem edlen Mix aus Wolle und Kaschmir mit Anteilen von Viskose und Polyamiden. Das Resultat ist ein hochqualitatives, langlebiges Produkt, das nachhaltig, klimaneutral und fair produziert ist. Worauf du bei nachhaltigem Strick sonst noch achten solltest, erfährst du hier.
Recycling von Mode: Fazit
Es mag vielleicht nicht die Lösung aller Probleme der Modeindustrie sein, aber Recycling von Mode sollte dennoch ein Thema sein, mit dem wir uns alle auseinandersetzen. Angefangen damit, wie viele Klamotten wir jährlich kaufen und wirklich brauchen, aus welchen Materialien die Klamotten bestehen und welchen ökologischen Fußabdruck wir damit hinterlassen, bis hin dazu, wie wir unsere Altkleidung entsorgen. Nur so können wir als Konsumenten versuchen, die Modeindustrie zu verändern, bis die Politik eingreift.
Erfahre hier mehr über unsere Bemühungen um Nachhaltigkeit.
Recycling von Mode - Infografik
Als Zusammenfassung haben wir eine visuelle Übersicht über einige der neuesten Statistiken und Probleme rund um das Thema Recycling in der Modebranche erstellt.
Hier kannst du dir diese herunterladen.