Tencel™ Modal
Lyocell ist als nachwachsendes, natürliches Material aus pflanzlicher Cellulose, eines der wohl bekanntesten Material-Innovationen von nachhaltiger Mode. Eines der meist verwendeten Lyocell-Fasern ist Tencel™, das aus einem nachhaltigen Zellstoff und aus einem geschlossenen Kreislauf stammt. Rein haptisch ist Lyocell kaum von Baumwolle zu unterscheiden, benötigt dabei aber viel weniger Wasser bei der Herstellung und keine oder nur sehr wenige Pestizide. Tencel™ Lyocell gilt daher als besonders nachhaltige und umweltfreundliche Textilfaser.
Wusstest du, dass unsere perfekten Boxershorts aus einer aus einer feinen Mischung von Premium-Baumwolle und nachhaltigem Tencel™ Modal hergestellt werden?
Kreislauf schließen
Wenn wir schon von Lyocell und geschlossenen Kreisläufen sprechen, ist die Renewcell Recycling-Technologie ein Bindeglied, das bisher im Kreislauf der Mode gefehlt hat. Denn selbst nachhaltige und nachwachsende Materialien müssen erst mal angebaut und produziert werden. Und auch wenn jene Produktionen weitaus ressourcenschonender sind, als gängige Methoden, wird Energie, Wasser und CO2 benötigt. Renewcell jedoch löst gebrauchte Baumwolle und andere Zellulosefasern auf und verwandelt sie in einen neuen, biologisch abbaubaren Rohstoff: den Circulose®-Zellstoff. Daraus können dann biologisch abbaubare Viskose- oder Lyocell-Textilfasern in Neuwarequalität hergestellt werden. Eine Innovation, welche die Neuproduktion von Materialien vorbeugt und den Kreislauf der Mode nachhaltig schließt.
Recycling von Abfällen
Eine weitere Recycling-Innovation in der nachhaltigen Mode wird von Unternehmen wie Ambercycle und Infinited Fiber angetrieben. Diese wandeln nämlich Alttextilien und Abfälle in neue Garne für Bekleidungsmarken um. Das Unternehmen Agraloop™ geht sogar noch einen Schritt weiter und wandelt Ernteabfälle aus der Landwirtschaft in die neue Naturfaser BioFibre™ um. Aber auch Infinited Fiber hat mit Infinna™ eine Faser entwickelt, die biologisch abbaubar ist. Bei anderen recycelten Materialien, wie recycelten Polyestergarnen, muss beachtet werden, dass alle Polyesterstoffe – recycelt oder nicht – beim Waschen Mikroplastik abgeben. Natürlich ist recyceltes Polyester besser als neues, aber um die Meere vor den Mikrofasern zu schützen, sollte man die recycelte Polyesterkleidung in Wäschenetzen waschen, um das Mikroplastik herauszufiltern. Oder am besten ganz auf biobasierte Materialien setzen!
Bioplastik aus Algen
Apropos Plastik: Kunststofffasern könnten eines Tages komplett von einem der effizientesten Organismen der Welt abgelöst werden, und zwar: Algen. Anders als bei den meisten Bioplastikproduktionen, bei denen wertvolles Trinkwasser benötigt wird, wachsen Algen in Salzwasser, womit die Süßwasserressourcen durch ihren Anbau nicht belastet werden. Pulverisiert, mit Fetten verschiedener Algenarten vermischt und mit pflanzlichen Wachsen poliert, ist das Bioplastik auf Algenbasis wasserfest und erinnert an PVC-Vinyl. Doch die Algen können noch viel mehr als das: durch ihre Photosynthese können sie sogar CO2 aus der Atmosphäre entziehen und haben damit tatsächlich einen positiven Effekt auf den Klimawandel.
Kristalle aus Schweiß
Von Salzwasser nun aber zu... Salzwasser. Schweiß ist die wohl abgefahrenste und unwahrscheinliche natürliche Ressource, auf die wir in unserer Recherche gestoßen sind. Die nachhaltige Materialinnovation wurde von Alice Potts, Absolventin des Londoner Royal College of Art ins Leben gerufen. Potts hat ein technisches Verfahren entwickelt, mit dem Kristalle auf natürliche Weise aus menschlichem Schweiß gewonnen werden können, um Kleidungsstücke zu schmücken. Dabei werden im Labor die Schweißpartikel von gebrauchter Kleidung entfernt, von Bakterien getrennt und innerhalb von wenigen Stunden zu Kristallen umgewandelt, die dann auf andere Kleidungsstücke dekorativ appliziert werden können. Und auch wenn die Idee auch uns ein wenig befremdlich vorkommt, muss beachtet werden, dass in Minen angebaute Kristalle – als nicht erneuerbare Ressource – alles andere als nachhaltig sind und zudem bei gefährlichen Arbeitsbedingungen Menschenrechte verletzen. Daher ist die Technik wohl die radikalste Form von nachhaltiger Mode: Mode, die buchstäblich aus uns selbst kommt.Vegane Lederalternativen
Neben der Verletzung von Menschenrechten stellt auch Tierquälerei in der Modeindustrie ein ethisches Problem dar, das in der nachhaltigen Mode beachtet werden sollte. Doch wenn es um pflanzenbasierte Lederalternativen geht, gibt es mittlerweile eine Menge an Innovationen. Nach Desserto (Kaktusleder), Piñatext (Anananasleder), und Vegea (Traubenleder), ist nun ein neuer Trend auf dem veganen und biologisch abbaubaren Ledermarkt entstanden, und zwar: Pilzleder. Die pflanzenbasierte und nachhaltige Lederalternative wird unter anderem bald in der Sneakers-Kollektion von Adidas vertreten sein. Aber auch das Traditionshaus Hermès, das weltweit für seine luxuriöse Lederfertigung bekannt ist, hat für die kommende Herbst/Winter-Kollektion die erste Tasche aus nachhaltigem Pilzleder angekündigt. Das innovative Material von Hermès heißt Sylvania und ist in Zusammenarbeit mit dem kalifornischen Unternehmen MycoWorks entstanden. Das rein biologische Ledermaterial basiert auf dem Rohstoff Mycelium, also extrem feinen, fadenförmigen Pilzzellen. Die feuchtigkeitsabsorbierenden, ungiftigen, feuerbeständigen und wasserdichten Eigenschaften von Mycelium machen es zu einer nachhaltigen und langlebigen Alternative von Leder – komplett biologisch abbaubar und komplett ohne Tierquälerei.
Alternative Seide
Leder ist nur eines der Materialien, die für Tierquälerei in der Modeindustrie sorgt. Auch Pelz, Angora, Daunen, Wolle und Seide gehören zu den Produkten, die nicht vegan sind. Traditionelle Seide zum Beispiel wird von Seidenraupen gewonnen, die in der Produktion getötet werden. Und obwohl es mittlerweile auch sogenannte „Friedensseide“ gibt, die mit gewaltfreien Methoden hergestellt wird, haben sich einige Modemarken pflanzlichen Alternativen zugewandt. Stella McCartney etwa nutzt eine im Labor gezüchtete Version von Seide und Salvatore Ferragamo einen seidenähnlichen Zellulosestoff aus Zitrusschalen (Orange Fiber). Die neueste Innovation ist jedoch Seide aus Rosenblättern. Der mit natürlichen Pigmenten gefärbte, biologisch abbaubare Stoff wird aus Blütenblatt-Resten hergestellt, die zerlegt und zu Fasern gesponnen werden. Die Rosen-Seide ist weich und glänzend und wird ganz ohne Chemikalien angebaut.
Soja-Kaschmir
Obwohl Wolle mittlerweile nachhaltig und transparent beschafft werden kann, sind oftmals undurchsichtige Lieferketten involviert, wobei insbesondere die Kaschmirproduktion mit der massenhaften Abholzung von Grasland in der Mongolei assoziiert wird. Hier setzte die Athleisure-Brand KD New York an, die 2019 den Weg für Kaschmir auf pflanzlicher Basis ebnete. Die Wolle wird aus Abfall-Sojaprotein aus der Tofu-Herstellung gefertigt, das wiederum in Zellstoff aufgespalten und zu Fasern gesponnen wird. Die Wolle ist nicht nur ethisch und biologisch abbaubar, sondern sogar antibakteriell, mottenresistent und maschinenwaschbar.
Fazit
Mit diesen neusten Entwicklungen für biobasierte Materialien, gibt es nun mehr als genug nachhaltige Alternativen, um die Modeindustrie langfristig zu revolutionieren und Kreisläufe zu schließen. Die Zukunft der nachhaltigen Mode liegt nun in den Händen der Verbraucher und einem Shift unserer Prioritäten. Warum nachhaltige Mode so wichtig ist, und was eine Modemarke wirklich nachhaltig macht, kannst du hier nachlesen.