Vorteile von Merino Wolle und Unterschiede zu Kaschmir & Normaler Wolle

Cosima Haas

Seit einigen Jahren macht Merino als Premium-Wolle dem Klassiker Kaschmir Konkurrenz. Doch es existieren einige Unterschiede zwischen den Wollsorten. Um nur einen zu nennen: Während Merino eine der wenigen Wollsorten ist, die thermoregulierend wirkt, fühlt sich Kaschmir unglaublich weich auf der Haut an. SANVT beleuchtet alle wichtigen Unterschiede zwischen Kaschmir und Merino sowie normaler Wolle. 

Vorteile von Merinowolle im Überblick

  • Kaschmir ist nicht der einzige Gewinner, wenn es um das Thema Weichheit geht. Auch Merino ist sehr angenehm auf der Haut. Das Geheimnis? Extrafeine Fasern. Das verhindert, dass sich die Wolle auf der Haut juckend anfühlt..
  • Atmungsaktiv: Merinowolle hat die Eigenschaft thermoregulierend zu wirken. Feuchtigkeit wird effektiv abgeleitet und Wärme kann gleichzeitig gespeichert werden. Ideal für alle Jahreszeiten.
  • Geruchsresistent: Dank seiner antibakteriellen Eigenschaft, verhindert Merinowolle die Bildung von Gerüchen.
  • UV-Schutz: Wusstest du nicht, oder? Merino bietet, wenn auch nur kleinen, Schutz vor UV-Strahlen. Auf richtigen Sonnenschutz solltest du trotzdem nicht verzichten.

Was ist Merinowolle?

Der Name „Merino-Wolle“ kommt von der Schafrasse, der die feine Wolle zu verdanken ist. Die Merino-Schafe stammen ursprünglich aus Spanien, sie sind heute allerdings vorwiegend in Australien und Neuseeland vorzufinden. Verantwortlich für die feinen Garne ist tatsächlich das dortige Klima. Die günstigen Witterungsverhältnisse ermöglichen es den Schafen mit einem feinen Fell auszukommen.

Bei Wolle wird grundsätzlich zwischen der Länge der Fasern sowie der Feinheit bzw. Stärke der Fasern (Mikron) unterschieden. Grundregel: Je geringer die Anzahl der Mikron (μm) und die Faserlänge, desto höher die Qualität und Weichheit. Auch die Struktur der Wolle spielt eine wichtige Rolle. Je gröber die Struktur, desto schwieriger sind die Fasern zu verarbeiten. Grobe, lange Wolle (100-150 mm) wird beispielsweise von Cheviot-Schafen gewonnen und hat einen Mikron-Anteil von etwa 27-35 μm. Diese Wolle wird beispielsweise zur Herstellung grober Strickwaren oder Teppiche verwendet. Im Gegensatz dazu, besteht Merinowolle aus kurzen, aber sehr feinen Fasern (65-100 mm) und wird aufgrund ihrer Weichheit für Socken, Sportkleidung oder Strickpullover verwendet. Merinowolle kann in vier Kategorien eingeteilt werden:

  • superfein (16,5-18,9 μm)
  • extrafein / fein (19-21,9 μm)
  • mittel (22-23 μm)
  • stark (23,5 - 24 μm)

Vorteile von Merino-Wolle

Weshalb sich Merino-Wolle an so großer Beliebtheit erfreut, liegt größtenteils an ihrer Weichheit. Jede:r der schon einmal ein Kleidungsstück mit Merino-Woll-Anteil getragen hat, weiß, wie angenehm sich diese auf der Haut anfühlt. Dafür verantwortlich sind die feinen und kurzen Garne der Merino-Wolle.

Vorteil Nummer zwei ist die thermoregulierende Funktion der Wolle. Merino-Wolle ist sehr atmungsaktiv. So reguliert Merino-Wolle immer deine Körpertemperatur – und das ganzjährig. Sie speichert Wärme und kann andersherum Wärme und Feuchtigkeit effektiv ableiten. Tatsächlich besitzt die Premium-Wolle die Eigenschaft bis zu 30% ihres Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen. Hört sich gut an, oder? Besonders zu überraschend hohen Temperaturen im Frühling oder Spätsommer-Abenden kann dies von großem Vorteil sein.

Wenn wir schon von warmen Temperaturen sprechen, kommen wir doch direkt zu Vorteil Nummer drei von Merino-Wolle: seine antibakteriellen und geruchsresistenten Eigenschaften.  Natürlich liegt erst einmal auf der Hand, dass Merino-Woll-Kleidungsteile nicht im Sommer angezogen werden. Doch wie bereits erläutert wurde, wird auch Sport- oder Outdoorkleidung (beispielsweise Funktionshemden) nicht ohne Grund aus Merino-Wolle gefertigt. Denn Merino ist nicht nur thermoregulierend, sondern hat auch eine natürliche Selbstreinigungsfunktion und kann aufgenommene Gerüche (so auch Schweiß) neutralisieren und wieder an die Luft abgeben. Außerdem nimmt Merino, so wie alle Woll-Arten, kaum Schmutzpartikel auf.

Eine weitere Eigenschaft von Merino, die Personen zugutekommt, die viel Zeit im Draußen verbringen, ist ein gewisser Schutz vor UV-Strahlen. Das liegt an den natürlichen Eigenschaften der Wollfasern. Zum einen hat Merinowolle eine komplexe Struktur mit einer dichten Anordnung der Fasern. Diese dichte Struktur kann UV-Strahlen nicht nur besser reflektieren und blockieren, als dies bei vielen synthetischen Materialien der Fall ist. Dies trägt dazu bei, dass die Menge der Strahlung, die die Haut erreicht, reduziert wird.

Merinowolle vs. Kaschmir

Bei dem Begriff „Premium-Wolle“ denken viele erst einmal an Kaschmir. Das kommt wahrscheinlich daher, dass viele mit der hochwertigen Wolle Luxus assoziieren. Und dass zu Grund: die Wolle ist für ihre außergewöhnliche Weichheit, Wärme und Leichtigkeit bekannt und gilt als eine der luxuriösesten Naturfasern weltweit. Doch das muss nicht bedeuten, dass die luxuriöse Wolle für alle die richtige Wahl ist. Wie bei allen Woll-Sorten gibt es Unterschiede und Vor- und Nachteile.

 

Kaschmir-Ziege vs. Merino Schaf (von links nach rechts).

Der Name "Kaschmir" leitet sich von der Region Kaschmir ab – einer Hochgebirgsregion im nördlichen Teil des indischen Subkontinents (zwischen Indien, China und Pakistan), die für die Herstellung der gleichnamigen luxuriösen Wolle bekannt ist. In diesem Teil der Welt leben die sogenannten Kaschmirziegen, die die feinen Unterhaare produzieren, die später zu Kaschmir-Wolle verarbeitet werden.

Warum ist Kaschmir so teuer?

Das hat zum einen mit der begrenzten Verfügbarkeit der Wolle zu tun. Wie bereits erläutert, ist die Kaschmirziege nur in einer bestimmten Region der Welt zu finden. Außerdem produziert jede Ziege nur eine geringe Menge an Kaschmirwolle (im Durchschnitt ca. 150-200 g pro Jahr).
Ein weiterer Punkt ist die aufwendige Herstellung der Wolle. Nachdem das feine Unterhaar der Ziege in mühevoller Handarbeit ausgekämmt wurde, folgt die arbeitsintensive Reinigung und Verarbeitung zu Wolle. 

Pro's und Con's von von Kaschmir 

Kaschmir hat einen guten Ruf in der Luxusmodebranche und ist für seine Weichheit bekannt. Wie bereits oben erläutert, wird die Weichheit der Wolle durch die Länge und den Durchmesser der Fasern definiert. Kaschmirwollfasern sind etwa 18-42 mm lang und haben einen Mikron-Wert von 14-19 μm. Die kurzen und sehr feinen Fasern sorgen somit für die Weichheit.

So fein, weich und exklusiv Kaschmir-Wolle sein mag, hat die Wollart auch ihre Nachteile. Einer der Hauptargumente hier ist, dass Kaschmir schwerer zu pflegen und nicht über das ganze Jahr tragbar ist. Das hat einige Gründe. Aufgrund der Begebenheiten der Gebirgsregionen, in denen die Kaschmir-Ziegen weiden, entwickeln sie ein spezielles Fell, um den kalten Temperaturen zu trotzen. Auch wenn die Wolle im Winter sehr warm hält, ist die Wolle (zu einem Pullover oder ähnlichem verarbeitet) nicht atmungsaktiv oder thermoregulierend. Des Weiteren ist die Wolle durch die sehr feinen Kaschmirfasern (14-19 Mikron μm) empfindlich. Aufgrund der Feinheit neigen die Kaschmirfasern dazu, schneller kleinere Knötchen zu bilden. Darüber hinaus können Kaschmir-Kleidungsstücke bei zu hohen Waschtemperaturen und unkorrekten Trocknen schneller die Passform verlieren. Wem ist noch nie ein teurer Kaschmirpullover eingegangen?

Vor- und Nachteile von herkömmlicher Schafswolle

Herkömmliche Schafswolle (z.B. von Schafen wie der Cheviot oder Romney) bietet das Gegenstück zu Kaschmir- und Merinowolle. Der kleinere Preis setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen. Zunächst ist die Gewinnung von herkömmlicher Schafswolle für den Massenmarkt bestimmt und wird in großen Mengen produziert und verkauft. Die dafür notwenigen Schafsrassen sind breit verfügbar und dessen Schur ist weniger zeitaufwendig und arbeitsintensiv. Hinzu kommt, dass „normale“ Schafswolle dicker und robuster ist, was sie widerstandsfähiger macht. Das kommt der Verarbeitung zugute und führt zu geringeren Produktionskosten. Von letzterem profitieren vor allem die Konsument:innen. Doch manchmal sind die Bedingungen hinter der Herstellung von Wolle unbekannt. Auch wenn die grausame Produktionspraktik „Mueling“ in den meisten Teilen der Welt illegal sind, wird sie leider sie doch ab und zu angewendet.

Ebenfalls von Nachteil kann die robuste, dicke Wolle beim Thema Komfort werden. Denn auch wenn sie dadurch weniger empfindlich in der Pflege ist, punktet „normale“ Wolle nicht in Thema Atmungsaktivität und kann bei Hautkontakt auch noch kratziger wirken. Dies liegt an der „höheren“ Faserlänge (100-150 mm) und an der Feinheit der Faser (27-35 μm). 

[SANVT] Wollarten - Merino vs Kaschmir vs Klassische Wolle Vergleich.png

Fazit

Der Hype um Merinowolle ist gerechtfertigt: Merinowolle hat einige Eigenschaften vorzuweisen, die die Premium-Wolle zu einem vorteilhaften Material für jegliche Kleidungsstücke macht. Sie ist besonders weich, da sie aus extra feinen Fasern besteht, die ein angenehmes Tragegefühl auf der Haut bieten. Die Atmungsaktivität der Merinowolle sorgt für eine effektive Thermoregulierung: Sie leitet Feuchtigkeit ab und speichert gleichzeitig Wärme, was sie zur idealen Wahl für alle Jahreszeiten macht.

Im Vergleich zu anderen Wollsorten, wie Kaschmir, ist Merinowolle nicht nur vielseitiger, sondern auch pflegeleichter und erschwinglicher. Während Kaschmir aufgrund seiner limitierten Verfügbarkeit und aufwändigen Verarbeitung als besonders luxuriös gilt, ist es auch empfindlicher und schwerer zu pflegen. Herkömmliche Schafswolle hingegen ist robuster und kostengünstiger, jedoch weniger weich und atmungsaktiv als Merinowolle.

Bildquellen: Edler ZwirnWool Rockers