Der Hoodie: Eine Geschichte voller Kontroversen, Rebellion und Tragödien

SANVT Journal

Nicht viele Kleidungsstücke haben es durch so viele Modetrends geschafft wie der Hoodie aka. der Kapuzenpulli. Denn die Kapuze wurde sogar schon im 12. Jahrhundert getragen. Die Bedeutung und der Status von Hoodies hat sich allerdings ständig verändert bzw. neu erfunden: Heute kann man den Hoodie fast an jedermann sehen, egal wo auf der Welt und aus welchem sozialen Hintergrund die Träger kommen. Im Folgenden geben wir eine kurze Zusammenfassung der Geschichte des Kapuzenpullovers:

  • 12. Jahrhundert: erste Kleidungsstücke mit Kapuze
  • 1930er/40er Jahre: Sweatshirt-Innovationen
  • 1960er Jahre: Hoodie als Highschool- und College Uniform
  • 1970er Jahre: Aufstieg des Hoodie (mit Hilfe von Rocky)
  • 1990er Jahre: Kommerzialisierung von Hoodies
  • 2012: die Tragödie von Trayvon Martin
  • Heute: vielseitiger Klassiker im Alltag

12. Jahrhundert: erste Kleidungsstücke mit Kapuze

Die Kapuze stammt aus dem europäischen Mittelalter und es gab sie eventuell sogar schon früher. Damals trugen Mönche Tuniken mit einer Kapuze (auch bekannt als „Cowls“) und Arbeiter, die draußen gearbeitet haben, hatten Kapuzen an ihren Umhängen befestigt: diese wurden gemeinhin als „Chaperon“ bezeichnet. Damals sollte die Kapuze vor ungemütlichem Wetter schützen und dabei so simpel wie möglich sein.

Der Begriff „hood“ leitet sich übrigens vom angelsächsischen Wort „höd“ ab, was den gleichen Ursprung wie das englische Wort „hat“ (Hut) hat.

Mönche mit klassischen Kutten mit Kapuzen

Bevor es den Hoodie gab, wie wir ihn heute kennen, waren Sweatshirts die übliche Sport- und Außenarbeitskleidung. Das US-Unternehmen Champion spezialisierte sich auf die Herstellung von Sweatshirts, nachdem es ein Verfahren entwickelt hatte, mit dem man auch dickere Materialien wie z.B. French Terry Stoffe verarbeiten konnte. 1930 nähte Champion dann die erste Kapuze an ein Sweatshirt, um Arbeiter im Upstate New York warm zu halten. Aus dem gleichen Grund haben übrigens die klassischen Sweatshirts auch einen enganliegenden Bund an Ärmeln und Rumpf: denn so kann Wind und kalte Luft nur schwer unter den Pullover gelangen. Kurz darauf belieferte Champion und Russel Athletic sowohl das US als auch das britische Militär mit Sportkits für Trainingsübungen und Freizeitkleidung.

Hoodies in Aktion: während eines Freizeittrips nach London

1960s: Teil von Sportswear

Ähnlich wie in der Geschichte des Sweatshirts, fingen Universitäten an in den 60er und 70er Jahren ihre Namen auf Kapuzenpullis zu drucken. Dies Phänomen ist bis heute sowohl für Sweatshirts als auch für Hoodies weit verbreitet: besonders in den USA.

1968: Mitglieder der New York Jets © Dan Farrell / Getty Images

1970er: der Kapuzenpulli bekommt ikonischen Status

Als die New Yorker Hip-Hop-Kultur auch in Europa immer populärer wurde, erfreuten sich auch die häufig zu sehenden Kapuzenpullis zunehmend an Beliebtheit. Anfangs trugen besonders Graffiti-Künstler die Kapuze, um ihre Identität vor der Polizei zu verbergen, während sie öffentliche Gebäude oder die New Yorker U-Bahn illegalerweise taggten. In manchen Kreisen ist zu hören, dass sogar noch heute einige Sprayer ihre Hoodies nach der Größe ihrer Kapuze aussuchen. Da der Hoodie in den frühen 1970ern auch oft von Kleinkriminellen aus ähnlichen Gründen getragen wurde, hatte er eine Zeit lang eine etwas negative Konnotation.

Als dann 1976 der Kultfilm Rocky herauskam, bekam der Hoodie endgültig seinen ikonischen Status. Der Hauptdarsteller Rocky Balboa (gespielt von Sylvester Stallone,) trägt in den meisten Trainingsszenen einen grauen Kapuzenpulli, in dem er sich vom Amateurboxer zur Schwergewichts-Weltmeisterschaft hochkämpft.

Silvester Stallone "Rocky" während des Trainings in seinem grauen Hoodie

1990er: der Hoodie wird kommerziell

Nachdem Hip-Hop nicht nur kulturelle, sondern auch wirtschaftliche Erfolge aufzeichnete, wurde auch der Hoodie endgültig in die Sportlinien von großen Modehäusern wie Ralph Lauren und Tommy Hilfiger aufgenommen. Die eher negativ anzusehende Nähe zur Kriminalität (und auch Graffiti) wurde so schnell zur coolen und urbanen Assoziation. Ein leicht negativer Beiklang hielt allerdings mindestens bis in die frühen 2000er Jahre an. Ein Beispiel ist hier sicher der „Hoodie Ban“ aus dem Jahr 2005 als das Bluewater Shoppingcenter in Kent (England) seinen Besuchern verbot, Kapuzenpullis zu tragen: ironischerweise wurde im Shopping-Center selbst weiter fleißig Hoodies verkauft. Im Zuge des Bans wurde übrigens der Begriff „Hoodie“ zum ersten Mal offiziell benutzt: vorher bezeichnete man den Kapuzenpulli im Englischen eher als „hooded sweatshirt“.

2012: Trayvon Martin & der 'million hoodie march'

Aus traurigem Anlass stand der Hoodie im Jahr 2012 im Fokus. In diesem Jahr wurde Trayvon Benjamin Martin im Alter von nur 17 Jahren von George Zimmerman durch eine Schusswaffe getötet. Am Abend des 26. Februar war der Jugendliche afro-amerikanischer Abstammung alleine auf dem Rückweg zum Haus der Verlobten seines Vaters in Sanford, Florida. Zimmerman, ein Mitglied der Gemeindewache, sah Martin und meldete ihn bei der Polizei als verdächtig. Wenige Augenblicke später kam es zu einer Auseinandersetzung und Zimmerman schoss Martin tödlich in die Brust.

Zimmerman wurde während der Begegnung verletzt und behauptete, er habe sich verteidigt, weshalb er zunächst nicht nicht angeklagt wurde. Die Polizei sagte, es gebe keine Beweise, um seine Behauptung der Selbstverteidigung zu widerlegen, und Floridas „stand your ground“ Gesetze verbiete es ihnen, ihn zu verhaften oder gar anzuklagen. Nachdem sich die nationalen und teils internationalen Medien auf den Vorfall gestürzt hatten, wurde Zimmerman schließlich doch angeklagt und vor Gericht gestellt: die Geschworenen sprachen ihn jedoch im Juli 2013 aus Mangel an Beweisen des Vorsatzes für Totschlag frei.

Graffiti in Erinnerung an Trayvon Martin

Nach Martins Tod fanden landesweit Kundgebungen, Märsche und Proteste statt. Es folgte eine nationale Debatte über die rassistische Profilierung und die „stand your ground“ -Gesetze. Eine der größeren Kundgebungen, der so genannte "Million Hoodie March", fand am 21. März auf dem Union Square in Manhattan in New York City statt. Die Menschen trugen Kapuzenpullover, um ihre Unterstützung für Martin zu symbolisieren, und gegen das Profiling, das gegen nicht-weiße Jugendliche in Kapuzenpullovern eingesetzt wird.

Bild von dem 'million hoodie march' in New York City

Heute: in Jedermann's Garderobe

Heutzutage ist der Hoodie aus der Modewelt nicht mehr wegzudenken. Und er wird von den meisten nicht mehr als rein rebellisches Kleidungsstück getragen, das die Coolness Hip-Hop-Kultur der 70er und 80er verkörpert. So kann man den Kapuzenpulli bei allen Altersgruppen und in allen sozialen Schichten sehen. Dennoch zeigt der tragische Tod von Trayvon Martin, wie aktuell die lange Historie des Kapuzenpullis auch noch heute ist.

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