Die Zukunft von nachhaltiger Mode: Neue Technologien der Modeindustrie

Paulina Kulczycki

Die Modeindustrie ist eine der schnelllebigsten Industriebranchen überhaupt. Und dennoch wird Kleidung immer noch sehr traditionell hergestellt und von Hand genäht. Bei großen Produktionsmengen führt dies zu der uns allen bekannten Fast Fashion – also kurzlebiger Mode, die unter schlechten Arbeitsbedingungen produziert wird und fatale Konsequenzen für die Umwelt hat. Mit der sich entwickelnden Technologie jedoch, muss sich auch die Modebranche weiterentwickeln – bestenfalls können uns jene neuen Innovationen nämlich zu mehr Nachhaltigkeit verhelfen. Wir bei SANVT schauen uns daher die neusten Technologien der Modeindustrie an, um die Zukunft von nachhaltiger Mode genauer in Betracht zu ziehen. 

In einem unserer letzten Blogbeiträge haben wir uns mit der spannenden Reihe neuer, biobasierter Stoffe beschäftigt, die die Auswirkungen der Mode auf Tiere, Biodiversität und Menschen reduzieren könnten. Mehr darüber kannst du hier nachlesen. Aber biobasierte Materialien allein reichen nicht aus, um die Industrie nachhaltig zu verändern. Neben einem Bewusstsein für das Thema selbst, müssen neue Prozesse in der Produktion, Gestaltung und Entwicklung von Mode geschaffen werden, um Überproduktionen, Abfälle und Emissionen zu vermeiden. Werfen wir einen Blick auf ein paar spannende Technologien unseres digitalen Zeitalters, die der Mode helfen könnten, grün zu werden.

Hier ein kurzer Überblick der neuesten Technologien in der Modeindustrie:

  • Digitale Muster zur Verringerung von Verschleiß im DesignprozesS
  • Blockchain für mehr Transparenz in der Produktionskette
  • Künstliche Intelligenz zur Verringerung von Überproduktion
  • Virtual Dressing & Mobile Body Scanning zur Verringerung von Transportemissionen

Digitale Samples

Eine Art das digitale Zeitalter für nachhaltige Mode zu nutzen, ist die Verwendung von 3D Samples, um Designs vor der Produktion zu testen. Die Herstellung jener digitalen Samples ist nicht nur viel günstiger, sondern verringert auch Abfallprodukte bei der Herstellung, da man dafür weder Stoffe kaufen noch verarbeiten muss. Zudem können 3D Samples innerhalb weniger Stunden hergestellt werden – im Gegensatz zu regulären Samples, deren Produktion oftmals bis zu mehreren Wochen dauert. Aber wie realitätsgetreu können 3D Samples die Stofflichkeit und das Produkt widergeben? Erstaunlich akkurat! Denn auch die Art und Weise wie Stoffe sich drapieren und bewegen, wird bei den 3D Modellen berücksichtigt. Dies bietet darüberhinaus die Möglichkeit, Designs an einer Vielzahl von Körpertypen zu testen.

Zur Zeit ist Hugo Boss die einzige große Marke die dem 3D Samples nachgeht, in dem sie ihre eigene Technologie für einen virtuellen Laufsteg zu nutzen. Auch Tommy Hilfiger möchte alle Designprozesse – von der Skizze über die Bemusterung bis zum Showroom – künftig mit 3D-Design durchführen. Auch wenn es noch nicht absehbar ist, wann und ob 3D Samples reguläre Samples komplett ersetzen können, sparen sie viel Zeit und Geld während der Brainstorming Phase und erlauben es Firmen und Designern, selektiv zu entscheiden, welche Teile sie tatsächlich umsetzen wollen – mit der kreativen Freiheit sie digital, schnell und unkompliziert modifizieren zu können.

 

Blockchain

Ein wesentlicher Aspekt der Nachhaltigkeit ist die Transparenz. Wie Technologie uns dabei helfen kann, mehr Transparenz in die Produktionsketten der Modeindustrie zu bringen, zeigt uns das Beispiel von Blockchain. Eine Blockchain ermöglicht es als öffentliche Datenbank, Informationen fälschungssicher zu übermitteln. Mittels digitaler Marker kann damit jeder einzelne Schritt entlang der Wertschöpfungskette – vom Rohstoff bis hin zum fertigen Produkt – für den Konsumenten nachvollziehbar und nachweisbar über eine App dargestellt werden.

Dabei muss allerdings beachtet werden, dass die meisten Blockchain-Technologien eine unglaubliche Menge an Energie (Strom) benötigen, um Transaktionen zu verarbeiten - solange nicht sichergestellt werden kann, dass diese Transaktionen mit nachhaltigen Energiequellen durchgeführt werden, bleibt Blockchain (größtenteils) eine umweltbelastende Technologie. Eine Blockchain, die mit 100 % erneuerbarer Energie betrieben wird, wäre jedoch eine innovative Technologie, um mehr Transparenz in der Modeindustrie zu schaffen.

Artificial Intelligence & nachhaltige Mode

Künstliche Intelligenz ist eine weitere wichtige Technologie für die Zukunft von nachhaltiger Mode – nicht nur im Zusammenhang mit CRM-Programmen, sondern auch in der Weiterentwicklung von Prozessen entlang der Wertschöpfungskette. Die Analyse von riesigen Datenmengen aus Social Media, eCommerce und Smartphone-Feeds erlaubt es, Vorlieben, Interessen und Kaufgewohnheiten der Konsumenten zu analysieren und diese durch eine auf ihre persönlichen Bedürfnisse maßgeschneiderte Buying-Experience auszurichten – vorausgesetzt natürlich, dies geschieht unter Berücksichtigung der Privatsphäre des Nutzers.

Wie wäre es aber, wenn künstliche Intelligenz durch kleine, nicht wahrnehmbare Signale vorhersagen könnte, dass du nächsten Monat einen nachhaltigen, veganen Lederrucksack kaufen möchtest? Beispiele zur Vorhersage des Kaufverhaltens finden sich in den Roadmaps bei Zalando, Amazon, Hugo Boss, aber auch Uniqlo und Nordstrom. Ergänzend durch künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen, könnte auch Augmented Reality den ökologischen Fußabdruck der Mode reduzieren. Smart Mirror oder Virtual Dressing Room, sind zum Beispiel spannende Technologien, die großes Potenzial aufweisen.

Virtual Dressing & Mobile Body Scanning

Warum ein Virtual Dressing Room zu mehr Nachhaltigkeit in der Modeindustrie führen kann? Weil durch mobiles Body Scanning und virtuelle Anprobe eines Bekleidungsstückes genauer bestimmt werden kann, ob es passt oder nicht. Und dadurch können Kaufentscheidungen selektiver getroffen werden, ohne dass beim Online Shopping mehrere Teile zur Anprobe bestellt und wieder zurückgeschickt werden müssen. Im Prinzip ist die Anprobe eines Kleidungsstückes mit einem Datenaustausch vergleichbar: Ein Verbraucher hat bestimmte Maße, und ein Kleidungsstück ebenso.

Bislang war das mühsame Anprobieren mehrerer Größen die einzige Möglichkeit, diese Maße, bzw. Daten auszutauschen und miteinander abzugleichen. Die 3D-Technologie vereinfacht den Prozess jedoch radikal und digitalisiert den früher sehr physischen, manuellen Prozess durch den Austausch von Passforminformationen über eine digitale Plattform. Mit Tausenden von Datenpunkten zur Erstellung eines dreidimensionalen Bildes ermöglicht das mobile 3D-Bodyscanning den Verbrauchern virtuell festzustellen, wie ihnen die Kleidung passen wird. Dank dieser Technologie, können zumindest Transportemissionen für die Retouren stark reduziert werden.

Fazit: Die Zukunft von nachhaltiger Mode

Dies sind nur einige Beispiele dafür, wie neueste Technologien die Zukunft von nachhaltiger Mode langfristig revolutionieren können. Das Fundament dafür muss allerdings von uns als Verbraucher gelegt werden. Mit unserem Bewusstsein, Umdenken und unseren reflektieren Kaufentscheidungen und der Hilfe von jenen Technologien, zirkulären Prozessen und biobasierten Materialien, kann Fast Fashion hoffentlich bald der Vergangenheit angehören!