Warum vegane Mode nicht immer nachhaltig ist

Paulina Kulczycki

Veganismus ist lange kein Trend mehr, sondern eine weltweite Bewegung des bewussten Konsums. Und zwar nicht nur in Bezug auf pflanzenbasierte Ernährung, sondern auch auf Kosmetik ohne Tierversuche und vegane Mode, sprich Kleidung ohne Tierprodukte. Aber ist dieser Konsum immer so bewusst und umweltfreundlich, wie er scheint?

Wir bei SANVT haben ein wenig nachgeforscht und erklären in diesem Artikel, warum vegane Mode nicht immer nachhaltig ist, bzw. was vegane Mode eigentlich wirklich bedeutet.

Eins wollen wir gleich vorwegnehmen: Dieser Artikel soll keineswegs als Angriff oder Hinterfragung des Veganismus verstanden werden. Ganz im Gegenteil! Denn ein veganer Lebensstil ist im Regelfall deutlich bewusster, nachhaltiger, ethischer und umweltfreundlicher als der Durchschnitt! Schließlich bezieht sich Veganismus auf weit mehr als nur auf pflanzenbasierte Kost (die übrigens als die klimafreundlichste Ernährungsweise gilt).

Veganismus bezeichnet vielmehr eine ganze Lebensphilosophie, die alle Bereiche unseres Konsums umfasst. Und jene Philosophie erkennt kein Tierleid oder Missbrauch der Natur für den eigenen Konsum an. Und das spart in der Regel nicht nur Tierleben, sondern eine Menge Trinkwasser, CO2 Emissionen, Methangas, Chemikalien und vieles mehr. Von daher ist Veganismus – ob nun aus der Liebe zu Tieren, aus umweltbedingten- oder sogar aus gesundheitlichen Gründen – immer eine super Möglichkeit, etwas zu bewirken.

Aber dennoch ist nicht alles immer schwarz und weiß. Speziell in der Mode heißt vegan nicht zwangsläufig umweltfreundlich. Polyester ist doch schließlich auch vegan, oder? 

Hier auf einen Blick, warum vegane Mode nicht immer nachhaltig ist:

  • Vegane Mode hat nicht zwangsläufig einen umweltfreundlichen Produktionsprozess
  • Vegane (Leder-) Alternativen sind häufig unbeständig und demnach nicht langlebig
  • Vegan ist zwar fair für Tiere, aber nicht immer fair für Menschen

Vegane Mode & Plastik ?

Oftmals wird vegane Mode mit Plastik assoziiert. In Greenwashing Kampagnen werden Produkte aus synthetischen Stoffen nämlich gerne als vegan vermarktet. Und theoretisch stimmt das auch: Ein Polyesterpullover enthält keine Wolle und damit kein tierisches Produkt. Selbst PETA rät zu Polyester statt Seide (die aus Seidenraupen hergestellt wird). Genau so wie Schuhe aus PVC oder PU kein Leder und damit kein tierisches Produkt enthalten. Daher werden Schuhe, die früher einfach nur aus Kunstleder waren, heute als vegan leather shoes vermarktet. Aber ist diese Mode dann wirklich vegan? Das liegt wahrscheinlich, wie so vieles andere auch, im Auge des Betrachters. Denn wenn es um das Tierleid geht, dann werden für jene Produkte in der Tat keine Tiere gequält. Zumindest nicht auf den ersten Blick!

Denn natürlich verliert der Polyesterpullover Mikroplastik beim Waschen, womit das Leben in den Ozeanen gefährdet wird. Ganz davon abgesehen dass Polyester aus Erdöl hergestellt wird – und was das für Auswirkungen auf die Umwelt und die darin lebenden Tiere hat, erklärt sich ganz von selbst. Und natürlich werden für die Produktion von Kunstlederschuhen aus PVC oder PU Chemikalien, Plastik und Farben verwendet, die das Grundwasser verschmutzen und damit (nicht nur) Tiere vergiften.

Dann bleibt natürlich noch die Frage, wie lange diese synthetischen Produkte zum Zersetzen brauchen und welchen negativen Effekt sie dann noch – lange nach unserem Gebrauch – auf die Natur und Tiere haben. In dem Fall ist „vegane Mode“ also alles andere als nachhaltig, bzw. sollte unserer Meinung nach gar nicht erst als vegan bezeichnet werden.  

Wie langlebig ist vegane Mode?

Ein weiterer Aspekt der Nachhaltigkeit ist natürlich die Qualität und Langlebigkeit eines Produktes. Denn was bringt uns schon ein bio-veganes Produkt, wenn es uns nur für eine Saison hält? Ein gutes Beispiel dafür ist Ananasleder als Alternative zu tierischem Leder. Obwohl wir keine Befürworter von Standartleder sind – aus offensichtlichen Gründen – gilt es als extrem beständiges, langlebiges und biologisch abbaubares Produkt.

Ananasleder dagegen ist ein Material, das weitaus weniger beständig ist – auch wenn die Herstellung ethischer und umweltfreundlicher ist. Aber zum Glück werden pflanzenbasierte Lederalternativen immer weiter entwickelt und damit qualitativ hochwertiger. Mittlerweile findest du veganes Leder aus Trauben, Kakteen und sogar aus Pilzen. Pilzleder beweist sich als besonders vielversprechende Lederalternative und wird sogar für Schuhe und Handtaschen von Marken wie Hermés und Adidas verwendet.

 

Bedeutet vegan gleich fair?

Eine Frage, die dann noch bleibt, ist jene, ob vegane Mode auch fair ist? Natürlich ist sie fair für Tiere – und im Falle, wenn das Produkt nachhaltig ist, auch fair für die Umwelt. Aber was ist mit fairen Arbeitsbedingungen? Denn wenn ein Produkt als vegan gekennzeichnet ist, weil es keine tierischen Produkte enthält, muss es noch lange nicht heißen, dass es auch in sozial-vertretbaren Bedingungen hergestellt wurde. Und wenn wir uns für die Natur einsetzen, sollten wir uns auch für Menschen einsetzen. Schließlich sind wir doch Teil der Natur, oder nicht? Daher empfehlen wir neben dem „Vegan Label“, immer auf zusätzliche Siegel zu achten, die das Produkt als nachhaltig und fair zertifizieren.

(Nachhaltige) Vegane Mode: Unsere Definition

Vegane Kleidung ist also in erster Linie vegan, wenn sie frei von Wolle, Leder und Pelz aber auch von Horn, Filz, Daunen, Perlmutt und Seide ist. Dabei sollten auch Kleinigkeiten beachtet werden, wie zum Beispiel der Markenpatch auf einer Jeans, der oftmals aus Leder gefertigt ist. Aber auch hier gilt, nicht nur auf den ersten Blick zu achten, sondern das Produkt als solches zu hinterfragen: Eine Jeans zum Beispiel gilt als umweltschädlich, wegen des immensen Wasserverbrauchs und des toxischen Färbeverfahrens. Die Jeans als solche ist daher zwar vegan, hat aber einen Lederpatch und eine negative Umweltbilanz.

Unserer Meinung nach, sollte Mode also erst dann als vegan gelten, wenn sie nicht nur tierische Produkte ausschließt, sondern auch fair produziert und ganzheitlich umweltfreundlich ist. Mittlerweile gibt es übrigens eine Reihe von biobasierten Materialien und pflanzlichen Seiden-, Wolle- und Lederalternativen, die eben nicht nur auf den ersten Blick vegan sind, sondern in jedem Aspekt nachhaltig sind! Und wir hoffen, dass jene innovationen den Markt erfolgreich verändern können. Mehr über neue Technologien und biobasierte Materialien kannst du hier nachlesen.

Fazit

Bei all den Bezeichnungen wie vegan, bio, fair und nachhaltig, kann man schon mal den Überblick verlieren. Was davon hat nun höchste Priorität, fragst du dich? Das hängt ganz von dir ab. Unser Fazit ist jedoch, dass vegane Mode – zumindest, wenn man blind auf die Bezeichnung „vegan“ vertraut – nicht immer umweltfreundlich sein muss. Mode ist eben ein multikausales Thema mit vielen Produktionsschritten, das differenziert betrachtet werden muss. Aber wenn man zusätzlich auf Zertifizierungen und Labels achtet, die das Produkt zudem als fair und nachhaltig kennzeichnen, ist vegane Mode mit Abstand die nachhaltigste und ethischste Wahl für alle, die Menschen, Tiere und unsere Natur schonen wollen.

Unsere eigenen Initiativen für mehr Nachhaltigkeit, faire Produktion und Klimaneutralität, kannst du hier nachlesen