Umweltverschmutzung durch Fast Fashion: Kleidung als Klimakiller

SANVT Journal

Mode ist besonders im heutigen Zeitalter ein wichtiges Thema. Ständig wechselnde Trends und Billigpreise kurbeln die Kleiderproduktion an, damit wir uns jedes Mal aufs Neue mit unserer Kleidung ausdrücken können und der Gesellschaft entsprechend angezogen sind.

Auf der anderen Seite werden Umweltaspekte und ein nachhaltiger Lebensstil immer wichtiger, wie besonders die „Fridays for Future“ Demonstrationen zeigen. Auch die Fast Fashion Industrie reagiert auf den gesellschaftlichen Wandel und versucht mit grünen Labels die Käufer für sich zu gewinnen. Doch stimmt dieser Anschein oder ist die Modebranche vielleicht sogar eine der schmutzigsten Industrien der Welt? Wir haben uns die verschiedenen Stationen in der Fashionbranche genauer angeschaut und die vier Klimakiller der Branche offenbart.

  • ÜBERKONSUM
  • HOHER ROHSTOFF-VERBRAUCH
  • WASSERVERSCHMUTZUNG
  • MÜLL

Abschließend geben wir noch einige TIPPS für einen nachhaltigeren Umgang mit Mode und Kleidung.

1. KONSUM

Fast jeder kennt die Situation: Wir stehen vor einem überquellenden Kleiderschrank und man findet dennoch nichts zum Anziehen. Dabei trägt man 40 % des eigenen Kleiderschranks selten bis gar nicht. Durch ständig wechselnde Trends und neue Kollektionen in den Geschäften, kommen unsere eigenen Kleidungsstücke schnell aus der Mode und wir bekommen das Gefühl, etwas Neues zu benötigen. Das Angebot an neuer Kleidung ist dabei riesig. Allein von 2000 bis 2014 hat sich die Produktion von neuer Ware verdoppelt und 2014 wurde erstmals die Grenze von 100 Milliarden neu produzierten Kleidungsartikeln überschritten. Dies geschah hauptsächlich, da Modeketten ihre Kollektionen von damaligen zwei Kollektionen pro Jahr auf fünf erhöht haben. Modegigant H&M veröffentlicht sogar 12-16 Kollektionen pro Jahr und auch Zara bringt ca. alle 2 Wochen eine neue Kollektion auf den Markt (entspricht ca. 24 Kollektionen pro Jahr).

Fast Fashion Ketten verkaufen zusätzlich ihre Klamotten für einen Billigpreis, den viele Konsumenten dankend annehmen. So ziehen in einen deutschen Kleiderschrank im Durchschnitt bis zu 60 Teile im Jahr ein. Diese Artikel werden aber bei weiten nicht mehr so lange getragen wie vor 18 Jahren. So bleiben uns Kleidungsstücke nur noch halb so lange erhalten wie im Jahr 2002, und mehr als die Hälfte unseres Kleiderschranks wird nach maximal 3 Jahren aussortiert und auf den verschiedensten Wegen entsorgt.

 

Quelle: Greenpeace. (2017): Konsumkollaps durch Fast Fashion. 

2. ROHSTOFFBESCHAFFUNG

Doch nicht nur der hohe Konsum und die hohen Produktionszahlen haben ein Mitverschulden für die hohe Umweltbelastung der Modeindustrie. So beginnt die Belastung des Klimas schon bei der Gewinnung der Materialien. Kleidung besteht entweder aus Naturfasern, Chemiefasern oder einer Mischung dieser. Doch was genau ist schädlich an der Gewinnung dieser Rohstoffe:

Naturfasern:

Bei Naturfasern spricht man von Materialien wie Baumwolle, Seide oder Wolle. Die dabei am häufigsten verarbeitete Naturfaser ist Baumwolle (Anteil 40 %), die in rund 80 Ländern angebaut wird. Hauptproblem bei der Gewinnung von Baumwolle ist dabei der große Wasserverbrauch. So stecken in 1 kg konventioneller Baumwolle etwa 11.000 Liter Wasser. Zusätzlich werden auf den meisten Baumwollfeldern Pestizide und Insektizide verwendet und zwei Drittel der angebauten Baumwolle ist genmodizifizert. Baumwolle kann auch nachhaltiger und ohne Einsatz von Pestiziden angebaut werden: diese “Bio-Baumwolle” braucht jedoch ebenfalls sehr viel Wasser und wird teils unter schwierigen Arbeitbedingungen geerntet. Wir haben noch mehr Informationen, sowie Vor- und Nachteile für dich über Baumwolle und Biobaumwolle. Diese findest du hier auf unserem Blog.

Chemiefasern:

60 % der produzierten Bekleidung bestehen aus synthetischen Stoffen. Wenn man von Chemiefasern spricht, wird hauptsächlich von Polyester, Polyamid (Nylon und Perlon), Polyacryl und Elastan geredet. Der am häufigsten verarbeitete synthetische Stoff ist dabei Polyester. Polyester besteht aus Polyethylenterephthalat (PET). Grundstoffe sind Erdöl, Steinkohle, Kalk und Erdgas. Allein bei der Herstellung von Polyester werden jedes Jahr 98 Millionen Tonnen Erdöl benötigt. Tendenz steigend. Dies entspricht derzeit etwa 1 % des geförderten Erdöls weltweit. Bleibt die Modeindustrie auf diesen Kurs kann sich der Verbrauch bis 2050 auf 300 Millionen Tonnen Erdöl erhöhen und würde so bis 2050 für 26 % des menschlichen CO2 Ausschusses verantwortlich sein. Derzeit liegt diese Zahl bei 10 %, und verursacht so mehr als alle internationalen Flüge und Seeschifffahrten zusammen (5 %). Insgesamt wird bei der Produktion von Polyester (= 6 kg CO2 pro T-Shirt) dreimal mehr CO2 ausgestoßen, als bei der Herstellung von Baumwolle (= 2 kg CO2 pro T-Shirt).


“Die Modebranche ist für 10 % der globalen CO2 Ausschusses verantwortlich. Das ist mehr als die ganze Flug- und Schiffsfahrt zusammen”

Quelle: Fokus Online. (2019): Schlimmer als Kreuzfahrten: Mode-Wahnsinn zerstört Umwelt – wie wir das ändern.

Quellen: Ellen Macarthur Foundation. (2017): A New Textiles Economy. & EEA Europa. (2016): Luft und schiffsverkehr im Fokus.

3. WASSERVERSCHMUTZUNG

Wasserverschmutzung durch Mikroplastik (bei Gebrauch)

Aber nicht nur die Herstellung von Chemiefasern ist schädlich für die Umwelt. Hauptproblem der synthetischen Stoffe ist es, dass sie nur sehr schwer bis gar nicht biologisch abbaubar sind, was besonders für Ozeane und Binnengewässer schwere Folgen hat. So ist die Modebranche für 35 % des Mikroplastik im Meer verantwortlich und damit hauptverantwortlich für das Mikroplastik in den Meeren. Beim Waschen von Polyesterkleidung lösen sich winzige Fasern ab, diese gelangen dann als Mikroplastik in das Abwasser und somit auch in die Flüsse und Meere dieser Welt. Da Mikroplastik nicht biologisch abbaubar ist, wird es besonders für Tiere wie Fische gefährlich. Aber auch für uns Menschen ist es problematisch. Solange Tiere Mikroplastik durch ihre Nahrung aufnehmen, gelangt Mikroplastik auch in unsere Nahrungsmittel (z.B. Fisch & Salz) und damit auch in unsere Körper.

 

Quelle: IUCN. (2017). Primary Microplastics in the Ocean.

Wasserverschmutzung durch Chemikalien (während der Herstellung)

Aber auch durch Chemikalien werden Gewässer verschmutzt. Besonders in Entwicklungsländern gelangen so Textilfarben, die beim Färben von Kleidung verwendet werden, über das Abwasser in die Flüsse. Grund dafür ist, dass die Filtersysteme, die die Chemikalien filtern sollen, oft von den Produktionsfabriken nicht verwendet werden, obwohl sie vorhanden sind. Sie werden nicht verwendet, da die Benutzung meist zu teuer ist und man ohne Verwendung die Produktion billiger anbieten kann. Da die Fabriken auf ihre Kunden angewiesen sind, müssen sie illegale Risiken eingehen und auf dem Gewissen der Umwelt handeln, um ihre Mitarbeiter zu bezahlen. Auch hier sind die Chemikalien, die über die Abwässer in Flüsse und Meere gelangen, lebensgefährlich für Tiere, Pflanzen und Menschen

Quelle. IntechOpen. (2017): Challenges and treatment of microplastics in water.

4. MÜLL

Wie eingangs bereits erwähnt, produziert die Modeindustrie mittlerweile mehr als doppelt so viel Kleidung als noch im Jahr 2000. Es wird zwar auch mehr gekauft, dennoch wird bei weitem nicht alles verkauft. Schockierend ist ebenfalls die Vorstellung, dass 80 % aller verkauften Kleidung früher oder später auf dem Restmüll landet. Nur 1 % wird dabei voll recycelt.

Was mit der Kleidung passiert, die im Laden hängt und nicht verkauft wird, ist dabei nur schwer herauszufinden und die Modegiganten geben dazu auch nur bedingt Auskunft. Vertraut man Insidern, wird jedes 5. Teil nicht verkauft. Die genaue Menge die nicht über den Ladentisch geht, ist aber nicht bekannt und auch was danach mit der Kleidung passiert, wird vertuscht. Neben dem Verkauf in Outlets und die Verwertung zu Füllmaterialien, wird davon ausgegangen, dass der größte Teil der Kleidung verbrannt wird. Wobei wieder CO2 ausgesetzt werden würde.

Quellen: Business of Fashion (2018): The State of Fashion 2018 & Heinrich-Böll-Stiftung, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (2019): Plastikatlas.

5. TIPPS

Aber was kann man tun, um dem ganzen Modetrubel entgegenzuwirken? Wir haben 7 Tipps, auf die du beim nachhaltigen Shoppen und Umgang mit deiner Kleidung achten kannst. Mehr Details hierzu finden sich auch hier in einem unserer früheren Blogposts.

Weniger kaufen

Betrachtet man die Zahlen, wie viele Klamotten ungetragen in unseren Schränken liegen und wie viel wir dennoch kaufen, sollten wir wieder damit anfangen unsere Kleidung wertzuschätzen und nicht ständig neuen Trends zu verfallen.

Gebraucht kaufen

Wenn es doch mal ein neues Teil sein soll, lohnt sich auch der Besuch im Secondhand-Shop, dem Flohmarkt oder Secondhandplattformen wie Vinted. Hier findet man oft tolle Schätze, die eine zweite Chance verdient haben. Zudem findet man so auch oft hochwertigere Klamotten, die man sich im gebrauchten Zustand leisten kann.

Qualität vor Quantität

Soll es doch etwas ganz neues sein, sollte man beim Kauf in gute Qualität und zeitlose Klassiker investieren, damit einem die Kleidung länger erhalten bleibt. Besonders Fair Fashion Marken eignen sich dabei besonders gut, da die Kleidung nicht nur lange hält, sondern diese auch fair produziert wurde und biologisch abbaubar ist.

Baumwolle statt Polyester

Achte bei dem Kauf deiner Kleidung auf die Materialzusammensetzung und kaufe Teile aus Baumwolle. Sie ist umweltschonender, da sie biologisch abbaubar und zusätzlich auch sanfter zu deiner Haut ist.

Fair Fashion statt Markenkleidung

Fair Fashion wirkt oft teuer im Vergleich zu Billigketten. Doch vergleicht man die Preise mit Markenklamotten liegen diese oft gleich auf. Investiere also lieber in nachhaltige Kleidung als in Markenkleidung, die meistens den gleichen Wert wie Billigkleidung hat.

Weniger waschen

Manchmal reicht es auch aus Klamotten auszulüften oder Flecken partiell zu entfernen, bevor man sie in die Waschmaschine steckt. Wasche also nur, wenn die Maschine voll ist und nutze dabei Bio Waschmittel, welches das Abwasser nicht mit Chemikalien belastet.

Reparieren

Schmeiße deine Kleidung nicht sofort weg, wenn sie kaputt ist, die meisten Makel kannst du ganz einfach selber reparieren. Wenn du dafür keine Zeit oder kein Händchen hast, kannst du deine kaputte Kleidung auch zu einer Schneiderei bringen, die vieles ganz günstig reparieren können. Somit schonst du deinen Geldbeutel und die Umwelt.  

Wie du deine Kleidung pflegen kannst, damit sie ewig hält, erfährst du hier.

Was macht SANVT anders?

In unserer Firmenphilosophie zum Thema Klima findest du Infos, wie wir versuchen die in diesem Artikel beschriebenen Probleme zu minimieren, einen positiven Beitrag zum Umweltschutz leisten und letztlich zu einem “sanvteren” Umgang mit Mensch und Natur anregen wollen.

Infografik: Fast Fashion & Umwelt

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